Zuchtmethoden

Die Königinnenzucht die Krone der Imkerei

Dieser Aufsatz erfüllt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Er ist als Einstiegshilfe für Ersteinsteiger gedacht, die es mit der Königinnenzucht probieren möchten.
Autor: Hans-J. Totzek
Norddeutsche Peschetz Zuchtgemeindschaft e. V.

Warum ist die Königinnenzucht so wichtig?

Für jede Imkerin und jeden Imker sollten junge, gut selektierte Königinnen das Rückgrat der Imkerei sein. Diese Königinnen werden gebraucht, um Jungvölker und Ableger aufzubauen oder um die Altvölker durch Umweiseln zu verjüngen. Denn junge vitale Königinnen haben eine bessere Legeleistung und bilden somit größere Völker. Daraus resultieren größere Honigerträge und eine bessere Gesundheit, wichtig z.B. für die Überwinterung. Auch wenn die theoretische Lebenserwartung einer Königin bis zu 5 Jahre betragen kann, so ist sie nach 1 Entwicklungsjahr und 2 Wirtschaftsjahren bereits über ihren Leistungshöhepunkt gekommen! Zusätzlich schmälern eingesetzte Pestizide in der Landwirtschaft sowie selbst eingesetzte Varroa-Behandlungsmittel oder Desinfektionsmittel die Lebenserwartung unserer Bienen und letztendlich der Königinnen.

Alle diese Faktoren zeigen uns, dass der Freizeitimker und erst recht nicht der Erwerbsimker auf eine gute Königinnenzucht verzichten kann. Selbst bei einem Bedarf von mehr als drei Königinnen lohnt es sich, preislich und qualitativ die Zucht durchzuführen.

Was braucht man an Geräten und Hilfsmitteln

  • Umlarvlöffel
  • Zuchtrahmen für die Aufnahme der  Zuchtstopfen / Weiselbecher
  • Weiselbecher aus Wachs oder Kunststoff
  • Formhölzer  9 mm Durchmesser (Größe der Spielnäpfchen)
  • Verschul- oder Schlupfkäfige mit Hürdenrahmen
  • Siebkasten, dient zur Trennung der Arbeitsbiene  von den Drohnen
  • Einwaben- oder Mehrwabenbegattungskästchen
  • Transportkasten  zur Beförderung der EWKs
  • Schutzhäuser für EWK-Aufstellung nach Belegstellenrückkehr
  • Zeichengerät , Klebstoff (Schellack)
  • Opalithplättchen:  Kennzeichnung der Jahre mit Zahlenaufdruck von 1 – 99, 1 +6 = weiß,  2 + 7 = gelb,  3 + 8 = rot,  4 + 9 = grün,  5 + 0 = blau
  • Nicot – Zuchtsystem

Für die Königinnenaufzucht werden ein Umlarvlöffel und ein Zuchtrahmen mit Zuchtstopfen benötigt. Der Zuchtrahmen ist ein leeres Rähmchen mit zwei Querleisten, die jeweils 12 – 16 Löchern haben und der Aufnahme der Zuchtstopfen dienen.

Außerdem werden zum Verschulen der Königinnenzellen so genannte Schlupfkäfige mit einem Schlupfrahmen gebraucht.

Die Herstellung der Weiselbecher kann jeder selbst durchführen. Dafür benötigt man ein oder mehrere Fromhölzer mit einem Durchmesser von 9 mm (Größe eines Spielnäpfchens). Das Formholz wird vor dem Einsatz von beiden Seiten in ein Glas Wasser mit einem kleinen Spritzer Geschirrspülmittel getaucht. Das so entspannte Wasser soll eine Haftung zwischen Wachs und Holz verhindern. Mit zwei ineinander gestellten Töpfen, der untere Topf wird mit Wasser gefüllt, wird Wachs (ca. 2 Mittelwände) in dem heißen Wasserbad bei ca. 65 – 70°C erwärmt. Das Formholz taucht man zwei- bis fünfmal in das flüssige Wachs ein. Es bildet sich ein Wachshütchen, das nach dem Erkalten durch vorsichtiges Drehen abgezogen werden kann. Auf den konisch geformten Zuchtstopfen wird ein Wachstropfen gegeben und der Weiselbecher kann aufgesetzt werden. Mit einer heiß gemachten Klinge eines Teppichmessers muss der Weiselbecher auf ca. 5 mm eingekürzt werden – fertig.

Im Voraus planen ist wichtig

Jede Imkerin und jeder Imker sollte sich schon in den Wintermonaten Gedanken über die eigene Zuchtplanung im Frühjahr machen. Dabei sind die persönlichen Völkeraufzeichnungen (z.B. Imkerkalender, Stockkarte; als Download www.npz-ev.de) der letzten Saison eine ganz wichtige Beurteilungsgrundlage.

Deshalb bitte immer alle Königinnen zeichnen, und die Beute sollte möglichst nummeriert sein, denn ohne diese Grundvoraussetzungen können keine verlässlichen Daten zur Beurteilung heran- gezogen werden.

Jetzt kann jeder in aller Ruhe seine Auswertungen und Planung vornehmen. Ein gutes, nachzuchtwürdiges Volk habe ich auf meinem Stand, wenn mindestens die vorherige Generation gute Volkseigenschaften und gute Leistungen gehabt hat, es braucht keine Reinzucht zu sein. Maßgebend für den züchterischen Erfolg ist dabei die mütterliche Dominanz der selektierten Gene. Man muss sich entscheiden, reicht mir die Standbegattung, oder ziehe ich eine kontrollierte Anpaarung auf einer Land- oder Inselbelegstelle vor?

Den richtigen Zeitpunkt wählen

Die gesamte Königinnenzucht ist immer an einem strengen zeitlichen Ablauf gebunden. Um den 20. Mai (plus, minus 5 Tage) haben wir in Norddeutschland den Entwicklungshöhepunkt unserer Bienenvölker. Die beste Zeit für die Zucht sollte möglichst vor dem Entwicklungshöhepunkt sein, ich beginne mit der Zuchteinleitung zwischen dem 12. – 16. Mai.

Die Entwicklungszeit der Königinnen gibt uns den Arbeitsrhythmus vor. Über ein kleines Excel-Programm „Zuchttermin-Rechner“ lassen sich die wichtigen Tage errechnen.

Entwicklung vom Ei bis zur fertigen Königin

Die Entwicklungsdauer der Königin vom Ei bis zum Schlupf beträgt insgesamt 16 Tage:

  • Vom Ei bis zum Schlupf der Made dauert es drei Tage.
  • Anschließend wird die Rundmade bis zu ihrer Verpuppung fünf Tage lang gefüttert und gepflegt. Am fünften Tag wird die Zelle verdeckelt.
  • In der verdeckelten Zelle findet in den nächsten acht Tagen die Metamorphose von der Streckmade über die Vorpuppe zur Puppe und abschließend zur fertigen Königin statt.

Merke: 3-5-8 und die Königin ist gemacht!

Der Arbeitsrhythmus

  • Umlarven von Maden, die nicht älter als 1 1/2Tage sind.
  • Nur bei einem Starter erfolgt nach 24 Std. das Umhängen in ein Pflegevolk.
  • Nach 6 bzw. 12 Tagen werden die Zellen verschult, gekäfigt.
  • Der Königinnenschlupf erfolgt am 13. Tag.
  • 1 Tag später EWK-Völkchen bilden, dunkel und kühl beiseite stellen
  • 3 Tage später EWK werden zur Belegstelle befördert.

Basiszucht

Die Basiszucht ist gleichzusetzen mit der Standbegattung von nachgezogenen Königinnen. Die Selektion des Zuchtmaterials erfolgt ausschließlich über die besten Mutterköniginnen, die auf einem normalen Bienenstand zur Verfügung stehen. Die nicht kontrollierbaren Drohnen gehören meistens der Landbienenrasse an. Es ist ein Gemisch mit starken Einschlägen der Rassen Carnica, Nigra, aber auch der italienischen Ligustica, der Kaukasischen Biene und der Buckfast (Kunstrasse). Somit bleibt das Ergebnis einer solchen Anpaarung immer sehr ungewiss. Um bei dieser Art der Zuchtauslese ein gutes Ergebnis zu erzielen, braucht man viel Geduld und mehrere Königinnengenerationen.

Kauf einer Zuchtkönigin

Falls man sich für den einfacheren Weg, den Kauf einer Zuchtkönigin bei einem Züchter (anerk. Reinzüchter) entschieden hat, dann sollten Sie ein paar Punkte beherzigen:

Lassen Sie sich beim Kauf einer Reinzuchtkönigin immer die Zuchtkarte und den Körbericht der Mutter aushändigen. Dem dazugehörigen Belegstellennachweis der Drohnenvölker kann man über die jeweilige Belegstelle, über imkerliche Fachzeitschriften oder das Internet erhalten.

Die Zuchtkarte ist der Personalausweis einer jungen Zuchtkönigin. Sie beinhaltet die Abstammung (Code-Nummer) der Mutter und alle aktuellen Daten der Tochter. Auf dem letzten Abschnitt der Zuchtkarte werden bei geglückter Befruchtung die Gattervölker von der Belegstelle eingetragen.

Sie erhalten anhand der Körung einen ersten Einblick auf das Bienenvolk. Da werden eine überdurchschnittliche Honigleistung, weiterhin Sanftmut, Wabenstetigkeit sowie Schwarmneigung und Widerstandskraft gegenüber Krankheiten und der Varroamilben beurteilt. Die Ahnenliste gibt uns Auskunft, von wem, in welchem Jahr, und wie lange diese Linie ausselektiert wurde (Generationsfolge).

Von dieser Königin sollte man erst im nächsten Jahr, also nach einem überzeugenden Leistungsjahr (über Standdurchschnitt) nachzüchten.

Auf dem Bienenstand wird vom Zuchtvolk umgelarvt

Der Züchter sollte vorher einige Vorbereitungen treffen

  • Ca. Vier bis fünf Tage vor dem Umlarven wird aus dem Zuchtvolk eine Wabe entnommen. In dem Bereich des Brutnestes bringt man eine honigfeuchte und schon einmal bebrütete, möglichst markierte Leerwabe zum Bestiften. Wenn es klappt, dann erhält man viele Larven gleichen Alters.
  • Die benötigten Larven sollten nicht älter als 1 – 1 1/2 Tage sein, denn die Pflegebienen brauchen Zeit, um aus einer „normalen Larve“ durch Futterumstellung eine Königin zu erzeugen.
  • Für das Umlarven sind gute Lichtverhältnisse, eine ruhige Hand und ein gutes Auge (evtl. Kopflupe) notwendig.
  • Die Larven sind im Rückenbereich am unempfindlichsten, deshalb wird der Umlarvlöffel hinter der Larve in den Futtersaft eingetaucht und vorsichtig auf den Zellenboden aufgesetzt.
  • Mit etwas Futtersaft (Gleitmittel) schiebt man den Löffel unter die Larve und hebt sie vorsichtig aus der Zelle. Beim Ablegen wird in dem vorgesehenen Weiselbecher der Löffel auf dem Becherboden abgesetzt und nach hinten weggezogen.
  • Wenn alle Zuchtstopfen belarvt sind, schlägt man den Zuchtrahmen vorsichtig in ein leicht angefeuchtetes Tuch ein, um die Larven vor der Sonnenstrahlung und dem Austrocknen zu schützen. Jetzt kann man den Zuchtrahmen dem Pflegevolk zuführen, nur zu empfehlen bei einem kurzen Heimweg.

Zucht im Sammelbrutableger

Die Aufzucht von 12 und mehr Weiselzellen erfolgt am besten in einem Pflegevolk. Dieses Pflegevolk kann in ein- oder auch zwei Magazinzargen erstellt werden. Grundvoraussetzung für ein gutes Pflegevolk ist eine gute Gesundheit und viele gutgenährte Jungbienen.

  • Ein-Zargen-Pflegevolk: Durch Schröpfen von starken Wirtschaftsvölkern gibt man 8 Brautwaben, möglichst mit Honigkranz und aufsitzenden Bienen, in eine Zarge.
  • Zusätzlich müssen von 5 – 7 Waben junge Bienen dazugefegt werden. Die linke und rechte Seite der Zarge wird mit Honigwaben aufgefüllt.
  • Das Pflegevolk muss einen neuen Standort außerhalb des Flugkreises der geschröpften Völker haben, um so eine evtl. Räuberei zu verhindern.
  • Das Flugloch ist eng zu halten.
  • Nach 9 Tagen müssen die nachgezogenen Weiselzellen herausgebrochen werden. Man darf dabei keine Zelle übersehen, besonders in der Brutfläche liegen schwer erkennbare Weiselzellen versteckt, sonst ist die gesamte Zucht durch eine schlüpfende Königin hinfällig!
  • Es sind in den letzten Tagen viele junge Bienen geschlüpft, die Zarge ist nun bis zum Boden prall mit Bienen gefüllt.
  • Jetzt bleibt noch Zeit, um eine schnelle Varroabehandlung mit einer Oxalsäurebegasung durchzuführen.
  • Einen Tag nach dem Herausbrechen der Nachzuchtzellen kann die Zucht eingeleitet werden.
  • Aus der Mitte der Zarge wird eine Wabe entnommen, um Platz für den Zuchtrahmen zu schaffen. Bereits nach einigen Minuten ist die Wabengasse mit Pflege- und Baubienen voll besetzt. Signifikant ist auch eine nicht zu übersehende Unruhe im Volk, verursacht durch die Weisellosigkeit.
  • Jetzt kommt der belarvte Zuchtrahmen in die Wabengasse. Die ca. 20 bis 26 Maden werden sofort angenommen und gepflegt. Generell sollte man bis zur Verdeckelung der Zellen (4 – 5 Tage) verdünnten Honig füttern, nicht nur bei Trachtlosigkeit! Optimal ernährte Larven (Fressphase) haben einen guten Start für die weitere Entwicklung.
  • 12 Stunden nach dem Einhängen des Zuchtstoffs werden die angenommenen Weiselzellen kontrolliert.
  • Sind weniger als 15 Zellen angenommen, kann nachgelarvt werden! Allerdings liegt die Annahme und Pflege der Maden nur bei ca. 30%.
  • Mit dem Verdeckeln ist die Pflege der Larve durch die Bienen abgeschlossen. Jetzt braucht die Zelle nur Ruhe und die richtige Luftfeuchtigkeit bis zum Schlupf.

 Zucht im weisellosen Wirtschaftsvolk

Die züchterische Vorgehensweise ist wie beim Sammelbrutableger, nur hier kommt ein starkes, entweiseltes Wirtschaftsvolk zum Einsatz. Es sollte sich nicht in Schwarmstimmung befinden.

Die Zusammenstellung dieses Pflegvolkes:

  • In die untere 1. Zarge kommen Waben mit offener und verdeckelter Brut sowie Pollen- und Futterwaben. Dazwischen wird ein Absperrgitter gelegt.
  • In die 2. Zarge gibt man Leerwaben und Waben mit schlüpfender Brut und Königin, dann folgt ein weiteres Absperrgitter und obendrauf zuletzt eine Honigzarge.
  • 9 Tage später ist die Brut in der unteren Zarge verdeckelt. Beim nächsten Arbeitsschritt stellt man die 2. Zarge und die Honigzarge beiseite. Aus dem unteren Raum wird eine Wabe entnommen, die Bienen werden abgeschlagen, und so schafft man in der Mitte eine Wabengasse. Dort wird später der Rahmen mit dem Zuchtstoff eingehängt.
  • Eine Kontrolle auf Nachschaffungszellen ist erforderlich.
  • Die Königin kommt mit 2 Brutwaben, 1 Futterwabe und 1 Leerwabe in einen Ablegerkasten auf einem anderen Stand.
  • Die Bienen werden von Waben der 2. Zarge + Honigzarge in die untere Zarge abgefegt. Diese bienenfreien Waben werden auf andere Völker verteilt.
  • Eine schnelle Oxalsäurebehandlung gegen die Varroamilbe könnte man noch durchführen!
  • Nach 2-3 Stunden ist die Weiselunruhe eingetreten, hörbar am Brausen der Bienen.
  • Jetzt kann der Zuchtrahmen mit den gewünschten Edelmaden eingesetzt werden.
  • Nach 5 Tagen können die Zellen verschult werden.

 Zucht im weiselrichtigen Volk (seltenes Zuchtverfahren)

Auch bei diesem Zuchtverfahren kommt wirklich nur ein starkes Volk als Pflegevolk infrage. Man bedient sich dabei auf das Umweiselungsinstinkt des Bienenvolkes.

  • Ideal ist ein 3 Zargenvolk (2 Brutzargen und 1 Honigzarge)
  • 4-6 offene und verdeckelte Brutwaben werden aus dem unteren Brutraum entnommen und zusätzlich in den zweiten Brutraum gesetzt. Der untere Raum wird mit Leerwaben aufgefüllt.
  • Die Königin verbleibt in der unteren Brutzarge, darüber kommt das Absperrgitter.
  • Jetzt wird der Honigraum auf die untere Zarge positioniert.
  • Die zweite Brutzarge mit den Brutwaben kommt als letzte Zarge oben drauf.

Durch die räumliche Trennung von Königin und Restbrut kommt es zu einem nicht geordneten Pheromonaustausch. Die Bienen im oberen Brutraum fühlen sich deshalb allein gelassen. Nach 3-5 Stunden kann der Zuchtstoff eingehängt werden. Man sollte vorher an die Wabengasse für den Zuchtrahmen denken, denn es sammeln sich dort die gewünschten 9 – 11 Tage alten Pflege um die Lücke zu schließen.

Beim ersten Zuchtdurchgang fällt die Annahme oft mit 3 – 5 Zellen sehr gering aus. Die angebrüteten Zellen kann man nach 48 Stunden entnehmen und in Ablegern oder in Honigräumen anderer Völker fertig pflegen lassen.

Der zweite Versuch hat eine bessere Zellenannahme. Als Faustregel: Es werden mit diesem Zuchtverfahren nur so viele Königinnenzellen angesetzt wie auch in einem Schwarmvolk!

Verschulen der Weiselzellen

Es gibt zwei Termine, die der Züchter nutzen sollte, um die Weiselzellen in Schlupfkäfigen zu verschulen. Die Natur hat es so geregelt, dass die erstgeschlüpfte Königin die restlichen Zellen ausbeißt, somit war unsere Zucht leider umsonst.

  • Nach dem Verdeckeln, also 5 Tage nach dem Umlarven und nach der letzten Häutung der Puppe (2 Tage vor dem Schlüpftermin) sind die Zellen am unempfindlichsten.
  • Das Umstecken der Zellen sollte in diese Zeit vorgesehen werden, dabei sind alle Handgriffe vorsichtig durchzuführen.
  • Die Zellen dürfen nur senkrecht stehen, durch leichtes Drehen löst sich der Stopfen und die Zelle kommt in die Öffnung des Verschulkäfigs.
  • Schon ein Umfallen des Zuchtrahmens bedeutet, dass unsere Maden größtenteils Teils vom Futtersaft gerutscht und damit nicht mehr lebensfähig sind.
  • In den handelsüblichen Schlüpfkäfigen befindet sich am Boden eine kleine runde Aussparung, hier wird eine kleine Kugel Königinnenfutter eingebracht. Es ist nur eine vorübergehende, erste Futterquelle nach dem Schlupf der Königin.

·         Wenn der Schlupf im Pflegevolk erfolgen soll, dann werden alle gekäfigten Zellen in einen speziellen Rahmen (Hürdenrahmen) auf zwei drehbaren Leisten mit seitlichen Begrenzungsleisten gestellt.

  • Die Käfige werden wechselseitig in den Rahmen zur besseren Versorgung gegeben. Dieser Rahmen kommt dann anstelle des Zuchtrahmens in das Volk und verbleibt dort bis zum Schlupf.                                     

Zucht über Starter und Finisher

Die Endpflege der Zellen erfolgt in starken weiselrichtigen Wirtschaftsvölkern. Jedes weiselrichtige Volk ist bei entsprechender Volksstärke und in der richtigen Jahreszeit (Ende Mai, Juni und Juli) bereit, im Honigraum bereits vorgepflegte Zellen fertig zu pflegen. Dabei kommt in der Regel auch keine Schwarmstimmung auf. Da zur Pflege viele Ammenbienen benötigt werden, hängt man einige Stunden vorher offene Brutwaben in den Honigraum um und spart zwischen ihnen eine Wabengasse aus. Der freigewordene Platz im Brutraum wird mit leeren Waben ausgefüllt.

Den Brutschrank als Zwischenspeicher nutzen

Wer sich für eine zweite Zucht entscheidet, der benötigt einen Brutschrank. Bewährt hat sich die tortenähnliche Brutmaschine für Hühner- und Vogeleier der Firma Jäger. Es gibt ein ähnliches Modell speziell für Bienenköniginnen. Vor dem Besetzen wird die Temperatur genau auf 35° Grad eingeschaltet, ein Thermometer dient zur Kontrolle. Ein Absinken der Temperatur von mehr als 2° Grad bewirkt eine Verzögerung in der Entwicklung oder sogar ein Schlüpfen mit verkrüppelten Flügeln. Eine höhere Temperatur von 2° Grad beschleunigt zwar die Entwicklung führ aber häufig zum Absterben der Puppe führen.

Die Luftfeuchtigkeit im Brutschrank sollte zwischen 50% und 70% liegen. Zu diesem Zweck stellt man flache Schalen mit Wasser zur Verdunstung auf.

Der Hürdenrahmen im Volk sowie das Brutgerät müssen vor dem Schlüpftermin täglich mindestens zweimal kontrolliert werden. Ist eine Königin geschlüpft, dann wird die überflüssig gewordene Zelle herausgebrochen. Es wird dadurch ein Zurückkriechen in ihre Zelle verhindert, denn die junge Königin kann vorwärts rein aber nicht wieder rückwärts raus! Zusätzlich wird das begrenzte Raumangebot im Käfig nachhaltig erweitert. Bei der Schlüpfkontrolle schaut der Züchter auf die vollständige Ausbildung aller Gliedmaßen und auf eine gut ausgebildete große Brust der Königin. Kleine Bruststücke bedeuten fehlende Vitalität, diese Königinnen fliegen oftmals nicht zur Begattung aus bzw. werden bereits nach dem Zusetzen von den Bienen beseitigt.

Temperaturbedingt kann eine Königin eine dunkle (niedrige Temperatur) oder helle Färbung des Chitinpanzers haben.

 Zeichnen der Königinnen

Sind die Königinnen geschlüpft, dann werden sie gezeichnet. Zum Zeichnen hat sich das Opalithplättchen aus Kunststoff mit Nummern von 1 – 99 und den fünf verschiedenen Farben durchgesetzt.

Jahr und Farbe sind festgelegt:

2007 + 2012= gelb, 2008 + 2013= rot, 2009 + 2014= grün, 2010 + 2015= blau, 2011 + 2016= weiß

Durch die unterschiedlichen Farben der Opalithplättchen ist das Geburtsjahr klar erkennbar. Mit dem Zeichen ist die Königin im Volk leichter zu finden Bei Geschwistern ist die Nummer zur Unterscheidung wichtig; die Nummer wird mit der Farbe / Jahr auf der Zuchtkarte oder dem Belegstellennachweis eingetragen. Dieser Nachweis muss geführt werden, wenn die Königin zur Anpaarung auf eine Reinzuchtbelegstelle und später in das Zuchtbuch eingetragen werden soll.

Für die normale Stand-Anpaarung reicht die Markierung mit einem kleinen Formplättchen (Stern-, Dreieck-, Herzformen usw.). Als Klebstoff hat sich Schellack als gut verträglich erwiesen, allerdings mit dem farblosen Azeton-Nagellack geht es auch.

Das Zeichnen geschieht in einem geschlossenen, übersichtlichen Raum oder im Auto. Die Königin wird dazu aus dem Käfig geholt und auf einem Schwamm gesetzt, darüber stülpt man ein kleines rundes Zeichennetz. Wenn der Rücken gut durch eine Netzmasche sichtbar ist, dann sollte man mit etwas Geschick die Königin im Kopfbereich einklemmen können – fixieren.

Mit einem Streichholz, besser ist noch eine aufgebogene Heftklammer, wird ein kleiner Tropfen auf den Rückenpanzer gegeben. Falls zu viel Klebstoff verwendet wurde, dann läuft dieser zwischen Kopf und Rückenschild und verklebt so die Flügelansätze. Die Königin geht leider verloren.

Zum Auflegen des Opalithplättchens wird eine extra Zeichennadel oder ein umgedrehter Umlarvlöffel mit Speichel benetzt, auf die gewünschte Nummer getippt und auf dem Rücken der Königin platziert. Geschickte Züchter können die Königin zwischen Daumen und Zeigefinger halten und zeichnen. Während des gesamten Zeichenvorgangs darf die Königin nicht am Hinterleib gequetscht werden, ihre Eierschläuche könnten verbleben und die Legeleistung würde darunter beeinträchtigt werden.

Einwabenkasten (EWK)

Wer die Belegstelle beschicken möchte, für den ist der Einwabenkasten (EWK) oder der Mehrwabenkasten eine zweckmäßige Lösung. Die kleinen, genormten EWK (Breite: 6,00 cm x Länge: 24 cm x Höhe: 24 cm) sind beiden Seiten mit einer Glasscheibe ausgestattet, über einen Aufstiegsraum gelangt man in die oben liegende Futterkammer. Dort ist Platz für ca. 500 g Futterteig. Das Herzstück ist das 1/3 große Normalmaßrähmchen. Am Boden befindet sich der Lüftungsschieber. Seitlich an der Stirnseite ist eine runde drehbare Verschlussscheibe mit zwei unterschiedlichen Öffnungen angebracht. Die große 12 mm Öffnung wird benutzt für die Begattungszeit der Königin, die 4,5 mm kleine Öffnung wirkt wie ein Absperrgitter und verhindert das Aus- und Eindringen von Königinnen bzw. Drohnen.

Die drei Grundvoraussetzungen für leistungsstarke Königinnen sind

1. die Ausgangsbasis (Zuchtmaterial)
2. die Aufzucht (optimales Pflegevolk)
3. die Vollpaarung (beste Vatervölker)

Inselbelegstelle

Jede Belegstelle wird von einem Belegstellenleiter betreut. Er nimmt die ankommenden Sendungen entgegen, kontrolliert die Gesundheitszeugnisse, versorgt die Völkchen auf der Insel und schickt sie nach der Begattung an die Züchter zurück. Wenn sich die Bienen vom Transport beruhigt haben und kein Flugbetrieb mehr herrscht, werden die EWK’s aufgestellt. Dabei überzeugt sich der

Belegstellenleiter vom ordnungsgemäßen Zustand und der Drohnenfreiheit der Völkchen und kontrolliert die Futtervorräte. Dann stellt er die Vorbauscheibe auf die große Öffnung und setzt die Kästchen vorsichtig in die gut mit Dämmplatten isolierten Schutzkästchen wechselseitig ein. Der freie Durchgang des Flugloches wird kontrolliert.

Die auf der Belegstelle aufgestellten Drohnenvölker sind nach strengen Kriterien ausgewählt. Mindestens ein Drohnenvolk sollte für 25-50 gleichzeitig aufgestellte EWK vorhanden sein. Durch besondere Maßnahmen wird für viele gut gepflegte, vitale Drohnen gesorgt.

Frühestens 6 Tage nach dem Schlupf sind die jungen Königinnen brunftig. Ihre Hochzeitsflüge unternehmen sie bei Temperaturen über 20″ C und paaren sich mit bis zu 36 Drohnen. Einige Tage später beginnen sie bereits mit der Eiablage und legen ein Brutnest an.

Der Belegstellenleiter kontrolliert die Völkchen wöchentlich außerhalb der Flugzeiten.

Völkchen mit Brut werden notiert oder eingesammelt. Normale Arbeiterinnenbrut ist an dem geschlossen Brutnest und der flachen Verdeckelung zu erkennen. Bisweilen kommt es aber auch vor, dass die Königin verloren geht. In diesem Fall werden Weiselnäpfchen angesetzt und Arbeitsbienen legen mehrere unbefruchtete Eier in den Zellen ab.

Aus diesen Eiern entwickelt sich Drohnenbrut. Nicht begattete Königinnen beginnen nach Ca. 3 Wochen damit, unbefruchtete Eier zu legen, aus denen sich nur Drohnenbrut entwickelt, deutlich zu erkennen an der höheren Verdeckelung. Völkchen, die zu stark gebildet waren oder deren Bienengemisch nicht harmonierte, ziehen häufig aus. Verlassene Begattungskästchen sind die Folge. Die Völkchen mit den begatteten Königinnen werden möglichst bald an den Züchter zurückgeschickt. Länger als drei Wochen werden die Königinnen – auch bei schlechtem Wetter- nicht auf der Belegstelle belassen. Gehen sie in diesem Zeitraum nicht in Eiablage, so ist das meist auf Krankheiten, Anomalien oder

Beschädigungen zurückzuführen. Ein längeres Warten hat keinen Sinn. Alle Feststellungen, wie Zustand der Völkchen, Beginn der Eiablage und Verlustursache trägt der Belegstellenleiter ins Belegstellenbuch ein. Auf der Zuchtkarte, die als Dokument die Königin begleitet, werden Name der Belegstelle, Beginn der Eiablage und Abstammung der Drohnenvölker eingetragen.

Landbelegstelle

Auf einer Landbelegstelle sollten eigentlich immer reinrassige Drohnenvölker zur Anpaarung von Bienenköniginnen zur Verfügung stehen. Eine reinrassige Anpaarung kann leider nicht immer garantiert werden, da das eingerichtete Schutzgebiet um die Belegstelle nur bedingt durch Einwanderung kontrolliert werden kann. Gutgeführte Landbelegstellen sind eine züchterische Bereicherung und einer Standbegattung grundsätzlich vorzuziehen.

Dassendorf im Februar 2013
Hans-Joachim Totzek

Literaturverzeichnis

  • Friedrich Ruttner, Zuchttechnik und Zuchtauslese bei der Honigbiene
  • Karl Weiß, Zuchtpraxis
  • Friedrich-Karl Tiesler, Aufzucht, Paarung und Verwertung von Königinnen

Ergänzungen

  • Gesundheitszeugnis
  • Zuchtkarten
  • Körung
  • Seitenauszug „Beebreed“