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Die Bedeutung der Honigbiene im Kreislauf der Natur

Autorin: Frau Dr. Charlotte Heimann, Ehrenmitglied

Der „Kreislauf in der Natur“ lässt sich kurz so beschreiben: Zwischen der toten Umwelt und allen lebenden Organismen besteht ein – dynamisches, ökologisches – Gleichgewicht, in dem ein 100% Recycling aller Organismen stattfindet.

Grüne Pflanzen produzieren mit Hilfe der Sonnenenergie aus Wasser, Kohlendioxid und Nährsalzen (=  Mineralien oder Kunstdünger) neue Pflanzenmasse. Diese wiederum wird von Pflanzenfressern (Konsumenten 1. Ordnung) genutzt, die ihrerseits den Fleischfressern (Konsumenten 2. Ordnung) als Nahrung dienen. Alle tote organische Substanz von Pflanzen und Tieren wird besonders von Bodenorganismen (Reduzieren) wieder zu den Anfangsstoffen Wasser, Kohlendioxid und Nährsalzen abgebaut. Die „eingespeiste Sonnenenergie“  wird in diesem Kreislauf von den Organismen zum Leben genutzt und der verbleibende Rest an die Umwelt in Form von Wärme wieder abgegeben.

Der ökologische Standort aller Organismen ist in der Natur festgelegt. So ist der uralte Lebensraum von der Honigbiene, vom Faulbaum, vom Zitronenfalter, den vielen Primelarten und vielen Singvögeln der krautreiche Laubmischwald mit seinen Lichtungen und Waldrändern. Heute haben sich diese Arten alle an unsere Kulturlandschaft angepasst, die damit zu einem neuen Lebensraum der oben genannten Arten geworden ist.

In der  Regel gehen von einer Pflanze mehrere Nahrungsketten aus, die ihrerseits mit weiteren Nahrungsketten zu einem Nahrungsnetz verknüpft sind. So fressen Meisen in unserem Beispiel nicht nur Raupen des Zitronenfalters. Aber die Raupe des Zitronenfalters ist ein Nahrungsspezialist. Andere Blätter kann sie nicht verdauen als die Blätter des Faulbaumes. Der Zitronenfalter muss also seine Eier an den Blättern des Faulbaumes ablegen, wenn aus der sich entwickelnden Raupen später ein Schmetterling, ein Zitronenfalter, werden soll. Der Zitronenfalter selber ernährt sich nach der Überwinterung während seiner ersten Flugzeit im Frühjahr u. a. vom Nektar der langröhrigen Primelblüten, in denen die Bienen mit ihrem kurzen Rüssel nicht bis zu den Nektardrüsen vordringen können. Dagegen befliegt die Biene z. B. sehr eifrig die unscheinbaren Blüten vom Faulbaum, die von Mai bis Juli Nektar- und Pollenspender sind. Schon dies ist ein kleiner Kreislauf.

Bienen sorgen durch ihre Blütenstetigkeit seit sicher 50 Millionen Jahren (ältestes Fossil einer Honigbiene) für die in der Natur bzw. Evolution angestrebtem Fremdbestäubungen, denn so entwickeln sich als Folge keimfähige Samen und wohlausgebildete Früchte an den Pflanzen. Aus Pollenanalysen des Honigs wissen wir, dass Honigbienen circa 80% aller insektenblütigen Pflanzen bestäuben. Damit nimmt die Honigbiene eine Sonderstellung im Kreislauf der Natur ein, denn ohne Fremdbestäubung vor allem keine Weiterentwicklung oder Evolution bei diesen Pflanzen und ohne Bestäubung auch keinen Samen und  Früchte, die Tieren als Nahrung dienen. Besonders gefährdet sind hier die ein- und zweijährigen Pflanzen, die von Honigbienen bestäubt werden. Dazu gibt es noch kaum Unterschiede über die Überlebensdauer keimfähiger Samen im Boden. Die nachhaltige extensive Nutzung für die Erhaltung der  biologischen Vielfalt und damit der Stabilität Ökosystemen, in denen Bienen leben.

Natürliche Nisthöhlen fehlen den Honigbienen in unserer Kulturlandschaft. Imker boten seit Jahrhunderten künstliche Nisthöhlen an und haben die Honigbiene Apis mellifera L. vor dem Aussterben bewahrt, sodass sie bis heute noch nicht auf der Roten Liste für ausgestorbene oder gefährdete Tierarten steht.