Geschichte

Von Ursprung und Weg der Peschetzbiene

(Autor: Dr. Wolfgang Kessler, sen.)

Der Urzüchter Hans Peschetz  (1901–1968) war ursprünglich seines Zeichens österreichischer Lokomotivführer. Jedoch besaß er bereits in dieser Zeit einen Bienenstand von etwa 15 Völkern. Allerdings sagt er selbst, dass damals ein Gemisch aus Carnica- und Italienerbiene war, wie es seinerzeit in ganz Kärnten und der Steiermark üblich gewesen ist.

Das änderte sich, als Hans Peschetz im Mai 1926 einen Schwarm von 3,5 kg gewicht aus einem Dorf und kleinem Bienen- stand in „Oberkärnten“ bekam, der ganz besondere, bestechende und typische Carnicaeigenschaften und Merkmale aufwies. Peschetz schildert selbst folgendes: Der Schwarm baute in denkbar kurzer Zeit alle ihm gegebenen Mittelwände aus und etablierte sich als starkes Volk, das ungemein sammeleifrig war.

Es brachte bereits im Mai – Juni sehr gute Trachtergebnisse und konnte im Juni 3-mal geschleudert werden, nämlich mit 15,5 +18+12 kg! Dazu kam noch eine Schleuderung im Juli von 11 kg. Insgesamt also eine Gesamternte von 56,5 kg! Und das alles ohne jede Wanderung. Überdies hatte das Volk noch soviel Eigenvorrat, dass es zur Winterauffütterung nur noch 2 Liter Zuckerlösung brauchte.

1927 hatte das Volk fast die gleichen guten Erträge. Dabei war es außergewöhnlich sanftmütig und wabenfest und zeigte keinerlei Schwarmneigung! Da das Volk auch 1927 keinerlei Schwarmzellen ansetzte, musste Peschetz zur künstlichen Königinnenzucht greifen. Er arbeitete sich sehr schnell in die Zuchttechnik ein und machte sich auch sofort Gedanken darüber, wie die hervorragenden Eigenschaften erhalten werden konnten, nämlich durch eine gesicherte Paarung auf einer Belegstelle.

Zu diesem Zweck schaffte er sich eine Reinzuchtbelegstelle in einem der nächstgelegenen Hochgebirgstäler, etwa 1200 m  hoch und so abgelegen, dass er seine Paarungskästen auf dem Rücken in den Berg hinauftragen musste. Er nannte sie „Höritzen“ und später bekam sie dazu die zuchtamtliche Nummer 332 durch die „Reichsfachgruppe Imker“.

Reinzuchtbelegstelle St. Vitus 332, früher Höritzen genannt

Die Ankörung, Anerkennung und Benennung des Stammes als K – Peschetz 332 erfolgte 1941 im Juni am Stand von Hans Peschetz in St. Veit an der Glan durch den „Reichskörmeister“ Dr. Goetze, wobei auch die Standardbeschreibung festgelegt wurde.

Peschetz hatte aber von 1927 an bis zu diesem Zeitpunkt bereits viele Königinnen gezüchtet und überall hin, auch nach Deutschland abgegeben, sodass seine Biene bereits vor dem „Anschluss“  Österreichs auch dort bekannt zu werden begonnen hatte. Nach dem „Anschluss“, nun offiziell als Zuchtstamm anerkannt, wurden noch während des Krieges zur „Erprobung“ Peschetz-Königinnen auch nach  Norddeutschland abgegeben und zwar an namhafte Züchter wie Julius Paschke in Lubmin/Mecklenburg, sowie an P.A. Bertran in Reinfeld/Schleswig-Holstein und Wilhelm Lauer und Theodor Schoel beide in Hamburg.

Diese „Erprobung fiel sensationell aus! Die Erträge der Völker lagen vor allem in der Frühtracht aus Obst und Raps so hoch über denen der dunklen Landrasse, dass es fast unglaublich schien, außerdem waren diese Völker so ungemein friedlich, dass alle Imker, die davon hörten oder lasen, nur den einen Wunsch hatten, nämlich in den Besitz dieser Biene zu kommen.

Leider gingen am Ende des Krieges viele der Originalköniginnen verloren, entweder weil man der ungewohnten Brutlust der Peschetz -Biene nicht gerecht wurde und daher die Königinnen mit Schwärmen verlor oder auch weil der Imker noch zum Kriegsende eingezogen wurde. Man hatte leider die Mahnung von Peschetz vergessen, dass seine Biene nur dann nicht zum Schwärmen neigt, wenn man ihr reichlich Raum zum Brüten gab. Und dafür waren die meisten der damals gebräuchlichen Beuten einfach zu klein.

Lediglich P. A. Bertram gelang es, seine 3 Völker zu erhalten und Nachzuchten auf einer Landbelegstelle, die er „Fohlenkoppel“ nannte, zu paaren, von denen sich glücklicherweise eine Anzahl als reingepaart erwiesen hat.

Bertram war sich rasch im Klaren, dass man eine sichere Belegstelle brauchte. Er wählte dafür die Hallig Hooge aus. Da er diese kaum alleine betreiben konnte, rief er zur Gründung einer Züchtergemeinschaft auf, die er „Landeszucht Peschetz“ nannte. Die Gründung erfolgte 1946 und die Züchter strömten so stark herbei, dass über 300 Züchter in 30 Züchterringen organisiert werden mussten. Dafür erwies sich die einzige Inselbelegstelle zu klein, zumal man damals auf Belegstellen nur ein einziges Gattenvolk aufführen durfte, wodurch die Paarungen nach Zahl und Qualität stark eingeschränkt worden sind.

Es erfolgte daher von mir (Dr. Kessler) 1950 die Gründung der Inselbelegstelle „Puan Klent“ auf Sylt, die seitdem ununterbrochen und – später nach Kenntnis der Mehrfachpaarung der Königinnen auch mit mehreren Gattenvölkern bestückt – besonders erfolgreich arbeitete. Auf dieser Belegstelle wurde die Peschetzbiene bis heute unverkreuzt mit anderen Carnica -Herkünften rein erhalten. Lediglich zur Vermeidung engerer Inzucht holte ich im Abstand von 3 bis 5 Jahren vom Urzüchter je 2 bis 3 Königinnen zur „Blutauffrischung“ nach.

Diese nachgeholten Königinnen wurden dazu benutzt, um neue Seitenlinien zu erstellen, die dann abwechselnd als Gattenvölker auf die Belegstelle kamen, wodurch das neuere zuchtmaterial auch den anderen Benutzern der Belegstelle zugute kam.

1968 starb Hans Peschetz, der Urzüchter und damit war die Urquelle versiegt. Zudem ging nach seinem Tode sein Zuchtstand praktisch zugrunde! Ein Versuch, mit Hilfe seines Sohnes Wolfram und mit unserem Material den Zuchtstand neu zu gründen, misslang aus innerbetrieblichen Schwierigkeiten. Wolfram Peschetz gab die Züchtung der Peschetzbiene auf. Diese liegt zurzeit nur in unseren Händen und mit Hilfe von Puan Klent.

Nachtrag aus einem Schreiben von Wolfram Peschetz – Grabstein Hans Peschetz

Bienenhütte von Hans Peschetz vor Abriss

Hans und Alfreda Peschezt vor der Bienenhütte

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