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Praxis – Königinnenfutterteige selbst herstellen

Hans-Joachim Totzek, Norddeutsche Peschetz Zuchtgemeinschaft e.V. (01/2021)

Es gibt viele Futterteigrezepte, ob althergebrachte aus Fachbüchern oder variantenreiche nach neuesten Erkenntnissen. Allerdings unübertroffen als Bienennahrung ist der eigene Blütenhonig. Er besteht hauptsächlich aus Fruchtzucker (Fruktose) und Traubenzucker (Glukose). Zusätzlich kommen 2,2% Enzyme und Vitamine, 1,2 % freie Fettsäuren und Mineralstoffe, 2,8% andere Zuckerarten und ca. 17,5 % Wasser hinzu.

Die Zuckerzusammensetzung des Honigs ist für uns wichtig, denn mineralstoffreiche Honige (z.B. Honigtau) sind für die Futterteigherstellung nicht geeignet. Sie belasten die Kotblase und führen bei einem langen Winter ohne Ausflugmöglichkeiten zu Darmerkrankungen.

Nach dem Abschleudern verwenden die meisten ein Futtermittel in fester oder flüssiger Form.

Beliebt ist der fertige invertierte Futtersirup aus Rüben- oder Rohrzucker (Saccharose), mit Fruchtzucker- und Traubenzuckeranteilen. Dieser Futtersirup ist bienengerecht aufgespalten und wird gut verträglich aufgenommen und eingelagert.

Nur der Rübenzuckeranteil muss von den Bienen über ihre Futtersaftdrüsen mittels eines Eiweißenzyms in Fruktose und Glukose wie beim Honig aufgespalten werden. Dieser Aufspaltungsprozess geschieht auch beim Puderzucker-Futterteig; aufgrund dieses Reizeffektes werden die Futtersaftdrüsen angeregt, und somit ist eine verbesserte Volksentwicklung zu erwarten.

Ich möchte zwei Futterteigvarianten vorstellen.

  1. Es geht um den klassischen Futterteig, der als Königinnenfutterteig für die Beschickung von Inselbelegstellen, zur Fütterung von Ablegern und als Notfütterung zu verwenden ist. Diese Variante wird hier behandelt.
  2. Der zweite Teig ist sehr eiweißreich; er dient als Pollenersatz im Frühjahr und evtl. im Herbst. Er wird auch für Ableger in pollenarmen Regionen und als wertvoller Zusatz im Königinnenfutterteig verwendet. Diese Variante wird als weiterer Artikel veröffentlicht.

Zu 1. Puderzuckerteig

Folgende Materialen werden für ca. 12,5 Kg Futterteig benötigt:

  • Ein großer Behälter mit Teigschaber und evtl. ein Paar Latexhandschuhe
  • 10 kg Puderzucker, diese Großgebinde kann man u. a. beim Bäckermeister oder in der Metro preiswert unter 15,00 € erstehen.
  • 5-6 Gläser Blütenhonig. Der Honig stammt aus der eigenen Imkerei und ist durch eine Futterkranzanalyse frei von Erregern der Amerikanischen Faulbrut, dem kleinen Beutenkäfer und der Tropilaelapsmilbe (BienSeuchV) untersucht worden. Es kann auch gerne Leck- oder Abschaumhonig verwendet werden, aber bitte niemals Fremdhonig!
  • 200 – 500 ml Wasser

Vorbereitung:

Als Arbeitsfläche sollte ein stabiler Tisch zur Verfügung stehen. Eine Waschgelegenheit für die klebrigen Hände im Nahbereich wäre vorteilhaft. Die Knetarbeiten werden von mir per Hand und ohne Handschuhe durchgeführt, dadurch habe ich ein gutes Feingefühl, um evtl. kleine Klumpen zu zerdrücken. Wer möchte, der kann sich gerne Latexhandschuhe überziehen. Natürlich geht es mit einer gewerbsmäßigen Rühr- und Knetmaschine am schnellsten, allerdings dürften nur wenige so einen Helfer zu Hause stehen haben.

Verarbeitung:

Der Honig und das Wasser werden handwarm gemacht.

Das Gefäß wird auf den Tisch gestellt, der Sack Puderzucker wird darin entleert.

In einer geformten Mulde werden in der Mitte die 5-6 Gläser des warmen Honigs mit einem Esslöffel entleert. Danach gießt man ca. 200 ml bis 300 ml warmes Wasser nach und nach hinzu und darf dann ca. 20 min bis 30 min fleißig kneten. Achtung; mit dem Nachgießen des Wassers sollte man sehr vorsichtig sein, denn zu viel Wasser macht den Teig klebrig und am Ende müsste er mit extra Puderzucker nachgearbeitet werden. Anhaftungen von der Gefäßwand mittels Teigschaber abschaben und dem Ganzen zugegeben. Erst wenn der restliche Puderzucker vom Gefäßboden verarbeitet wurde, sind wir mit der Herstellung unseres Puderzuckerteiges fertig.

Jetzt kann der Teig nach Bedarf in Gefriertüten portioniert werden. Es bietet sich an, ihn in der Gefriertüte platt auf Form (stapelfähig) zu drücken, die Luft herausstreichen und ihn gut zu verschließen. Im Gefrier- oder Kühlschrank kann man den Teig über ein Jahr einlagern, in einem kühlen, trockenen Kellerraum sind 8 Monate aufgrund des hohen Zuckeranteils kein Problem.

Die im Mai bis Juli anstehenden Befüllungen von EWK-Futterkammern (Belegstellenbeschickung) reicht es aus, wenn der Teig in der Puderzuckertüte gelagert wird.

Königinnenfutterteig

Für die Königinnenzucht ist die Verwendung des richtigen Futterteiges von zentraler Bedeutung. Das kleine EWK-Bienenvölkchen braucht eine ständige Futterversorgung. Es ist die Grundvoraussetzung für eine gute Entwicklung und Volksharmonie. Der Teig muss so beschaffen sein (siehe Kreis im Foto), dass sich eine kleine Delle mit dem Daumen eindrücken lässt, aber der Teig sich nicht wieder zurückschiebt. Durch die Vergrößerung des Futterabnahmebereiches wird der erhöhten Nahrungsbedarf der ersten Tage sichergestellt. Wer möchte, kann mit Back- oder Butterbrotpapier die EWK-Futterkammer auslegen um eine schnelle Austrocknung des Teiges zu verhindern. Inselbelegstellen haben oft nur wenige Blühpflanzen und damit ein eingeschränktes Pollenangebot. Eine Anreicherung des Futterteiges mit ca. 5 % Sojamehl ist daher sinnvoll, es fördert die Brutnestversorgung nachhaltig.

Notfütterung

Falls die Wintervorräte im März oder April im Bienenvolk nicht ausreichen sollten, dann wäre der Puderzuckerteig eine geeignete Notfütterung. Die Handhabung ist einfach, Gefrierbeutel von der Unterseite mit einem Cuttermesser aufschneiden, Folienteile entfernen und auf die Oberträger der Rähmchen nahe dem Volk legen – fertig. Falls der Deckel keine Aussparung haben sollte, dann den Rahmen der Bienenflucht verwenden. Der Eingriff ist schnell vollzogen, ohne dass das Volk auseinandergenommen wird! Ein Kahlfliegen aufgrund von Wassermangel besteht in dieser Zeit nicht, das Volk befindet sich in einer aufsteigenden Entwicklung, somit ist genug Kondenswasser vorhanden. Der Puderzuckerteig wird von den Bienen ohne Probleme aufgespalten und brutnah eingelagert.