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Praxis – Eiweißfutterteige selbst herstellen

Hans-Joachim Totzek, Norddeutsche Peschetz Zuchtgemeinschaft e.V. (01/2021)

Pollen ist für ein Bienenvolk ein lebenswichtiger Baustoff. Er besteht aus einer Vielzahl von Inhaltsstoffen, neben Kohlenhydraten (Zuckermolekülen), Proteinen (Eiweiße), Fetten auch zahlreichen Vitaminen, Mineralstoffen, Enzymen und sekundäre Pflanzenstoffe.

Gerade für die Erzeugung von Jungbienen ist Pollen der wichtigste Wirkstoff. Unabhängig von einer besseren Entwicklung der Futtersaftdrüsen und Brutpflege, der Wachsabsonderung (Wabenausbau) steuert Pollen entscheidend die Lebenserwartung unserer Bienen. Dadurch ist eine lückenlose aufeinanderfolgende Bienengeneration zum Erhalt eines Bienenvolkes überhaupt erst möglich! Ein Bienenvolk benötigt 30 kg bis 50 kg im Jahr, dafür sind weit über 1.500.000 Sammelflüge notwendig.

In den letzten Jahren zeigten sich die Frühjahre in Norddeutschland eher unbeständig. Die Temperaturen variieren in dieser Zeit gerne von einstelligen Minus- bis zweistelligen Plusgraden, und das in einem nassen und windigen Umfeld. Dadurch fielen oft die wichtigen Frühtrachtblüher (Weide, Haselnuss, Krokus) aus; es fehlte den Bienenvölkern der erste lebenswichtige Eiweißpollen (Bienenbrot), um das Brutgeschäft nachhaltig anzukurbeln. Die Folgen sind uns allen gut bekannt; in der Rapsblüte fehlte es an der notwendigen Volksstärke und eine gute Honigernte war nicht zu erwarten. Der Eiweißfutterteig könnte die Situation deutlich verbessern, allerdings ist es keine Alternative zum frisch eingetragenen Blütenpollen aus der Natur! Der Teig bildet nur die wichtigen Inhaltsstoffe des Pollens ab.

Folgende Materialien werden für 10 kg Eiweißfutterteig benötigt:

  • Ein großer Behälter mit Teigschaber, evtl. Latexhandschuhe, eine Waage, evtl. Knetmaschine und Butterbrottüten
  • Bierhefe, vollfettes Sojamehl, Eiweißpulver und Futtersirup
  • 1 kg Bierhefe in Pulverform

Die Hefesorten unterscheiden sich in ihrer Triebkraft. Die aktive Bäckerhefe (frische Hefe) hat die doppelte Triebkraft wie eine inaktive Bierhefe in Pulverform. Für einen guten Eiweißfutterteig hat sich die inaktive Bierhefe bewährt. Sie belastet den Bienendarm nicht und eine Gärung ist wegen des geringen Wassergehaltes ausgeschlossen. Die Inhaltsstoffe sind bei beiden Hefesorten identisch, sie enthalten wie beim Pollen; reichlich Proteine (Eiweiße) 45 %-56 %, wichtige Mineralstoffe (Phosphor, Calcium und Magnesium) und verschiedene Vitamine der B-Gruppe.

  • 3 kg vollfette Sojamehl

Nur das vollfette Sojamehl ist das Powerpaket im Eiweißfutterteig. Mit einem Proteingehalt von 35 % bis 45 %, dazu kommen 35 % Kohlenhydrate, 5 % bis 6 % Mineralstoffe und Spurenelemente (Aminosäuren) und einige ungesättigte Fettsäuren. Diese Inhaltsstoffe passen wunderbar zum Eiweißteig.

  • 1 kg Milchpulver (Trockenmilchpulver)

Milchpulver entsteht, indem man der Milch das gesamte freie Wasser von 87,5 % entzieht. Bei dem Trocknungsprozess gehen leider die Vitamine verloren. Trotzdem verbleiben wichtige Inhaltsstoffe für den Eiweißteig 26 % Fett, 25 % Eiweiß und 38 % Milchzucker.

  • 5 kg handelsüblicher invertierter Futtersirup

Dieser Invertzuckersirup entsteht aus Anteilen von Rüben- Rohrzucker (Saccharose) der mit Zuhilfenahme einer Säurekatalyse in Einfachzucker Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker) gespalten wird.

Der Sirup bringt die nötige Feuchtigkeit in den Eiweißteig und macht ihn geschmeidig.

Vorbereitung:

Wir benötigen wieder einen stabilen Tisch als Arbeitsfläche. Eine Waschgelegenheit für die Hände sollte in der Nähe sein. Tipp: auch wenn ihre Hände dicke klebrige Anhaftungen haben, kneten sie weiter bis den Teig fertig ist. Zum Schluss haften nur ein paar Krümel an den Händen, die sich leicht abstreifen lassen.

Verarbeitung:

Es werden Sojamehl, Milchpulver und Bierhefe in die Schüssel gegeben und eine große Mulde für den 5 kg invertierten Futtersirup geformt. Da der Futterteig meistens in der Winterzeit hergestellt wird, sollte der Sirup mindestens Zimmertemperatur haben. So lässt er sich gut mit den andern Inhaltsstoffen verkneten. Nach ca. 20 min Arbeitszeit ist der Teig fertig.

Ich lasse ihn einen Tag ruhen, dadurch ist er nicht so klebrig und die Weiterverarbeitung ist leichter.

Über eine Waage erfolgt die Portionierung in 500 g Stücke. Anschließend wird der Eiweißteig in eine rechteckige Form gebracht und zur Aufbewahrung in Butterbrottüten gesteckt. Die Luft wird herausgestrichen und die einsatzfertigen Packungen kommen zur Lagerung in einer großen Plastiktüte, die mit einem Kabelbinder verschlossen wird. Für den geplanten Einsatz im Februar bis April reicht ein kühler Keller oder Kühlschrank als Aufbewahrungsort aus.

Je mach Volksstärke können die Eiweißfuttergaben von 200 g bis 500 g direkt auf die Oberträger am Bienensitz gelegt werden. Die Portionen lassen sich zusammen mit der Tüte leicht zuschneiden. Zur schnelleren Futteraufnahme wird die Unterseite der Butterbrottüte mehrfach grob mit dem Stockmeißel angerissen. Ein Nachfüttern ist kein Problem. Bei guten Pollenflug wird natürlich der frische Pollen bevorzugt, das kann sich bei Schlechtwetterphasen im Frühjahr schnell ändern!

Anmerkung

Im Imkerfachhandel sind verschiedene fertige Eiweißfutterteige sogar mit deutschem Pollen erhältlich, allerdings beträgt der Pollenanteil nur 8,1 % bis 12 %. In unserem Futterteig haben wir das Mehrfache an Eiweißen, eine Selbstherstellung wäre deshalb zu überlegen!